Warum Nichtstun produktiv ist | Markus Dörr
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Resilienz · Fokus · Erholung

Warum Nichtstun produktiv ist

Manchmal passiert das Beste, wenn nichts passiert. Neuropsychologisch betrachtet arbeitet unser Gehirn gerade im Leerlauf auf Hochtouren – es verknüpft, reflektiert und schafft kreative Klarheit.

1. Warum Nichtstun produktiv ist

Produktivität ist kein Dauersprint. Qualität entsteht, wenn Output von Einsicht begleitet wird – und genau dafür braucht es Leerlauf. Nichtstun reduziert kognitive Überlastung, ermöglicht gedankliches Nachschwingen und verbessert Entscheidungen.

Merksatz: Pausen sind kein Unterbruch der Arbeit – sie sind ein Bestandteil von Arbeit.

2. Was Pausen im Gehirn bewirken

  • Default Mode Network (DMN): In Ruhephasen werden Erfahrungen integriert, Ideen verknüpft – Grundlage für Kreativität & Weitblick.
  • Attention Residue (Aufmerksamkeits-Rest): Leerlauf baut mentale Restspannung ab – Fokus steigt beim nächsten Block.
  • Stress-Reset: Kurze Erholung senkt physiologische Aktivierung – Fehlerquote sinkt, Gelassenheit steigt.
„Leistung ist nicht nur Output. Leistung ist auch die Fähigkeit, die richtigen Dinge zu erkennen.“

3. Praxis: Micro-Pausen, die wirklich wirken

  • 90–10-Rhythmus: 60–90 Minuten konzentriert → 5–10 Minuten Reset (Bewegung, Wasser, Blick in die Ferne).
  • Augen & Atem: 60 Sekunden Augen schließen + 4/6-Atmung (4 ein, 6 aus).
  • Spaziergang ohne Input: 10 Minuten ohne Handy. Kein Podcast, kein Scrollen.
  • Fensterblick: 2 Minuten „nichts tun“ – Gedanken ziehen lassen.
  • Abschluss-Notiz: 1 Satz: „Woran denke ich noch?“ – parken, loslassen.

4. Rituale & Rahmen: Leerlauf designen

  • Quiet Hours: Täglich 9–11 Uhr ohne Chat-Erwartung.
  • Kalenderblöcke: Leerlauf sichtbar eintragen („Reset 10 Min.“).
  • Umgebung: Handy außer Reichweite, Fenster öffnen, stehen.
  • Team-Standard: 25/50-Minuten-Meetings, Ende mit „Definition of Done“.
Mini-Review (wöchentlich, 5 Min.): 1 Klarheit • 1 Idee • 1 Sache, die ich weglasse.

5. Häufige Einwände – und Antworten

„Keine Zeit für Pausen.“
Antwort: Ohne Pausen sinkt Qualität – die Zeit holt sich der Fehler.

„Ich werde unruhig.“
Antwort: 60 Sekunden reichen. Unruhe ist ein Zeichen von hohem Tempo – nicht von Produktivität.

„Ich brauche Input.“
Antwort: Ideen entstehen in der Stille zwischen den Inputs.

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Faktencheck & Quellen

Thema Quelle / Studie
Unterbrechungen & Leistung Mark, G., Gudith, D., Klocke, U. (2008/2015). The Cost of Interrupted Work. CHI.
Attention Residue Leroy, S. (2009). Why is it so hard to do my work? OBHDP.
Erholung/Recovery Sonnentag, S. & Fritz, C. (2007). Recovery Experience Questionnaire.
Default Mode Network Raichle, M. E. (2015). The Brain’s Default Mode Network. Annu. Rev. Neurosci.
Default Mode Network (DMN)
Gehirnnetzwerk, das in Ruhe aktiv ist und Erinnerungen, Selbstreflexion & Planung verknüpft.
Attention Residue
„Aufmerksamkeits-Rest“, der nach Aufgabe/Unterbrechung in die nächste Tätigkeit hineinragt.
Quiet Hours
Verbindliche Zeiten ohne Meetings oder Chat-Erwartung – Raum für tiefe Arbeit.
Definition of Done (DoD)
Klares Fertig-Kriterium: Ergebnis • Empfänger • Termin – woran erkennst du „fertig“?
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